Mitgliedschaft im Verband hessischer Heilbäder
Um es einmal vorneweg zu sagen: Die Arbeit des Heilbäderverbandes ist in der Vergangenheit bei Weitem nicht optimal gelaufen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Zudem hat die Corona-Pandemie mit ihren Auswirkungen besonders die Heilbäder und Kurorte vor enorme Herausforderungen gestellt. Im Vergleich vom Januar 2019 zum Januar 2020 mussten die hessischen Heilbäder einen Rückgang der Übernachtungen von rund 45 Prozent hinnehmen. Das tut richtig weh und geht finanziell ans Eingemachte. Nicht nur für die großen, sondern auch für die kleinen Betriebe in unserer Stadt sowie allen, die damit beruflich verknüpft sind.
Vielleicht könnte man den Antrag, aus dem hessischen Heilbäderverband auszusteigen unter dem Aspekt der Sparsamkeit sehen, wenn man nur bis zur nächsten Ecke denkt. Schließlich geht es um 50.000 Euro Mitgliedsbeitrag jährlich. Das klingt doch gut, wenn man in schlechten Zeiten Einsparungen fordert. Damit kann man bestens punkten, wenn man bei der geneigten Wählerschaft sein Engagement für die städtischen Finanzen herausstellen möchte. Aber das war es dann auch schon. Wenn aus diesen vermeintlichen, schnell erreichten Einsparungen hinterher aber ein Verlustgeschäft in zigfacher Höhe wird, dadurch zahllose Arbeitsplätze verloren gehen, wem nutzt dann diese sogenannte „Einsparung“ noch? Sicher nicht den Menschen, die in unserer Stadt leben und die, mit Recht, auf vernünftige und weitsichtige Überlegungen ihrer Stadtverordneten angewiesen sind.
Die Zeit ist mehr als reif dafür, verkrustete und eingefahrene Gedankengänge auf Aktualität, Plausibilität und Sinnhaftigkeit zu prüfen und sich ernsthaft zu fragen: Was wollen wir für unsere Kurstadt, unser Staatsbad in Zukunft? Um das beantworten zu können, muss man sich allerdings ernsthaft mit der Arbeit des Heilbäderverbandes auseinandersetzen und nicht nur den Mitgliedsbeitrag im Auge haben.
Der neue Vorstand des HHV hat bewirkt, dass die CDU-Fraktion auf Landesebene sich dafür starkgemacht hat, den Bäderpfennig für die nächsten drei Jahre um insgesamt 3 Millionen zu erhöhen. Bad Wildungen profitiert dadurch deutlich. Solche Forderungen sind nicht im Alleingang durchzusetzen. Dazu braucht es eine starke Gemeinschaft, wie den hessischen Heilbäderverband und eine Lobbyarbeit. Nur gemeinsam, mit klaren und deutlichen Positionierungen werden die Interessen der Kurorte kommuniziert und auch deutlich wahrgenommen. Wollen wir uns dieser Möglichkeit, samt des Bäderpfennigs, berauben? Wollen wir unserem Bad hier sprichwörtlich den Geldhahn zudrehen, buchstäblich das Wasser abgraben?
Es wird Veränderungen im Bereich der Kur geben, das steht fest. Die „blutige Reha“ ist bereits da, die Zahl der Rehas in der Psychosomatik steigt kontinuierlich. Im Idealfall wird im Sommer ein Gesetz beschlossen, dass man sich wieder Badekuren verschreiben lassen kann. Soll all das an uns vorbeirauschen, weil wir uns mit der Forderung nach einer kleinen Einsparung bewusst ins Abseits gestellt haben? Müssen wir nicht vielmehr gemeinsam mit allen anderen hessischen Kurorten an einem Strang ziehen, um mit vorn dabei zu sein, um unseren Standort hier zu erhalten, die Stadt attraktiv zu machen und damit zahlreiche Arbeitsplätze zu sichern und möglichst noch neue zu schaffen?
Ansonsten bliebe uns nur, sich mehr auf den Gesundheitstourismus zu konzentrieren und Obacht zu geben, dass die Krankenkassen nicht immer mehr Kuren im benachbarten osteuropäischen Ausland genehmigen, weil es da ja billiger ist. Geiz ist eben nicht immer geil, wenn man sich dabei ganz bewusst auf die Verliererseite katapultiert hat!
Neue Situationen erfordern neue Wege, ein Umdenken und eine Neuorientierung, besonders in Zeiten wie diesen. Gerade deshalb hat der neue Vorstand des hessischen Heilbäderverbandes eine Neuausrichtung beschlossen, die den Begriff „Die Kur“ mit neuem Leben und neuen Inhalten erfüllt. Gesundheit geht uns alle an, und besonders junge Menschen leben heute oft gesundheitsbewusster als die Generationen vor ihnen. Natürliche Heilmittel, neu entdeckte Methoden sind gerade jetzt gefragt, wo unser aller Gesundheit seit mehr als einem Jahr das tägliche Thema Nummer eins ist. Auch hier ist es an der Zeit, überkommene Strukturen aufzubrechen und sich in gewisser Weise auch neu zu erfinden. Auch das ist nur in einem starken Verbund zu bewerkstelligen und nicht im Alleingang.
Bad Wildungen ist größter Reha-Standort und drittgrößtes Kur- und Heilbad Deutschlands, das sollten wir nicht vergessen. Und diesen Status sollen und müssen wir nutzen, wenn wir unsere Kurstadt mit ihren vielfältigen Einrichtungen gut aufstellen und fit für die Zukunft machen wollen.
Ich bin davon überzeugt, dass wir, da ich ja im Vorstand des HHV bin, mit der neuen Ausrichtung auch deutlich mehr wahr- und ernstgenommen werden. Ein Anfang wurde bereits durch die Erhöhung des Bäderpfennigs gemacht. Unsere Aufgabe ist es, in allen Bereichen dafür zu sorgen, dass unsere Stadt für unsere Bürgerinnen und Bürger lebenswert und zukunftsweisend ist. Und das sollte uns diesen Jahresbeitrag mehr als wert sein.